„Kölner Bibel“ bereichert Museum für Westfälische Literatur

Spektakuläre Neuerwerbung eines bislang unbekannten Exemplars der „Kölner Bibel“ (1478/79) für das Museum für Westfälische Literatur - Kulturgut Haus Nottbeck.

Sie ist nicht nur alt und von großer Seltenheit: Die „Kölner Bibel“ (1478/79) ist die erste in niederdeutscher Sprache gedruckte Bibelausgabe überhaupt. Sie markiert durch ihre reiche Ausstattung mit 113 kolorierten Holzschnitten überdies einen Höhepunkt der deutschen Bibelillustration bis zur Reformation. Nicht zuletzt aufgrund der Stil prägenden Bedeutung der Holzschnitte, die u.a. Hans Holbein d.J. beeinflussten und noch in der Halberstädter Bibel (1522) Verwendung fanden, hat die „Kölner Bibel“ Weltgeltung erfahren. Ein Exemplar dieses sprach- wie kunstgeschichtlich bedeutsamen Zeugnisses frühneuzeitlicher Buchdruckkunst bereichert nun die Dauerausstellung des Museums für Westfälische Literatur auf dem Kulturgut Haus Nottbeck in Oelde. Ermöglicht wurde die spektakuläre Neuerwerbung durch die Unterstützung der LWL-Kulturstiftung, der Kulturstiftung der Sparkasse Warendorf, der NRW-Stiftung und der Kulturgut Haus Nottbeck GmbH.

 

Die „Kölner Bibel“ als Ergebnis der ersten Bibeldruck-Unternehmung in Nordwestdeutschland resultiert aus dem Bedürfnis, im Unterschied zur eigentlichen Bibelsprache Latein, ein allgemein verständliches Bibelwerk vorzuhalten. Sie wurde in zwei Sprachversionen gedruckt, in niederrheinischer und in der für Westfalen relevanten niedersächsisch mittelniederdeutschen Mundart. „Neben ihrem Wert als Dokument des frühen Buchdrucks ist die „Kölner Bibel“ ein überaus bedeutendes Zeugnis der westfälischen Landessprache des 15. Jahrhunderts. „Ein solches Werk gehört zwingend in ein Museum für Westfälische Literatur, es ist das neue Glanzlicht unserer Dauerausstellung“, sagte Landrat Dr. Olaf Gericke bei der Vorstellung der Bibel auf dem Kulturgut Haus Nottbeck.

 

Doch um eine solche Kostbarkeit überhaupt für das Literaturmuseum erwerben zu können, bedurfte es schon einiger glücklicher Umstände: „Immerhin ist seit über 50 Jahren kein einziges der 1936 weltweit noch bekannten zwanzig Exemplare der „Kölner Bibel“ auf dem Kunstmarkt angeboten worden. Wer die „Kölner Bibel“ also einmal hat, der gibt sie nicht wieder ab,“ berichtete Dr. Walter Gödden, der wissenschaftliche Leiter des Museums für Westfälische Literatur. „Bei dieser großen Seltenheit ist es dann schon ein Ereignis, wenn ein bis jetzt noch völlig unbekanntes Exemplar aus Privatbesitz wiederentdeckt wird. Und die einmalige Gelegenheit, eine solche Rarität nach Westfalen zu holen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, unterstützen wir natürlich gern,“ ergänzte Dr. Wolfgang Kirsch, Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), als Vorstandsvorsitzender der LWL-Kulturstiftung, die den Ankauf der Bibel mit rund 31.000 Euro zur Hälfte finanzierte.

 

Die größte Bedeutung der „Kölner Bibel“ liegt in ihrer reichen bildlichen Ausstattung mit 113 szenischen Darstellungen. Denn diese erscheinen nicht – wie in den Bibelwerken bis 1480 üblich – als vereinzelte Zutaten und als eher dekorativer Buchschmuck. „Vielmehr treten die Holzschnitte mit dem vollen Gewicht neben den gedruckten Text und dienen gleichberechtigt der inhaltlichen Vermittlung, so dass mit Konrad Kunze erst bei der „Kölner Bibel“ von einer echten deutschen Bilderbibel zu sprechen ist,“ erläutert Walter Gödden.

 

Die Kompositionen und die Auswahl der szenischen Darstellungen in der „Kölner Bibel“ wurden Vorbild für die gesamte Frühgeschichte der deutschen Bibelillustration bis zur Reformation. Mit den gleichen Holzstöcken wurde noch 1522, als letzte vorlutherische deutsche Bibel überhaupt, die ebenfalls niederdeutsche Halberstädter Bibel illustriert. In Augsburg wurden die Bilder zum Teil kopiert und von Hans Holbein d.J. 1523 für die Illustration einer Basler Bibel benutzt. Auch Albrecht Dürer konnte sich der Wirkung der seiten- und spaltenfüllenden Holzschnitte der „Kölner Bibel“ nicht entziehen.

 

Das Exemplar der „Kölner Bibel“ konnte vom Verein der Freunde und Förderer des Hauses Nottbeck zu einem Preis von 62.500 Euro erworben werden. Davon übernahm die LWL-Kulturstiftung 31.250 Euro, die Kulturstiftung der Sparkasse Warendorf 20.000 Euro, die NRW-Stiftung 10.000 Euro und die Kulturgut Haus Nottbeck GmbH 1.250 Euro.

 

Über die wertvolle Bereicherung der Sammlung des Museums für Westfälische Literatur freuten sich bei der Präsentation der „Kölner Bibel“: LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch in seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender der LWL-Kulturstiftung, Heiner Friemann und Hermann Schönefeld als Vertreter der Sparkasse Münsterland Ost und der Kulturstiftung der Sparkasse Warendorf, Landrat Dr. Olaf Gericke, Kreisdirektor Dr. Heinz Börger und Kreiskämmerer Dr. Stefan Funke als Geschäftsführer der Kulturgut Haus Nottbeck GmbH, Susanne Festge als Vorsitzende des Vereins der Freunde und Förderer des Hauses Nottbeck, Dr. Walter Gödden, LWL-Literaturreferent und wissenschaftlicher Leiter des Museums für Westfälische Literatur, Dirk Bogdanski als Kulturmanager des Hauses Nottbeck.

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