Zusammengestellt und mit einem Nachwort von Gerd Herholz
Nylands Kleine Westfälische Bibliothek 109
2021
ISBN 978-3-8498-1716-9
162 Seiten
kartoniert
Ich kenne eine Amsel in der Nähe des Artergutes, die hat sich auf Jazz spezialisiert; in ihrem Schnabel birgt sie ein ganzes Schlagzeug: Trommeln, Kastagnetten und was noch alles - und damit klappert, trillert, quarrt und kichert sie in bezauberndem Brio. Die Amsel macht sich aus ihrer Umgebung nichts, denn sie schafft Umgebung. Ihre Künstlernatur zeigt sich auch darin, daß sie, die scheue, beim Singen alle Schüchternheit verliert. Dann gibt es für sie nichts als Publikum und Akustik, und sie postiert sich zwischen Häuserwänden auf Dachgiebeln, Flaggenknöpfen und Fernseh-Antennen wie ein Caruso an der Rampe. Neulich hab ich doch eine Amsel Ecke Bahnhofstraße und Bahnhofplatz singen hören, mitten im Verkehrsgebrause. Wohl der anmutigste Versuch einer Lärmbekämpfung.
Aus Sigismund von Radecki: Amseln und Bäume
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